ARION - Europäisches Austauschprogramm für Entscheider aus dem Bildungsbereich
Auszug aus einer Veröffentlichung der Europäischen Kommission
Das ARION-Programm soll heute
- denjenigen, die auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene wichtige Aufgaben im Bildungsbereich zu erfuellen haben, die Moeglichkeit geben, ihre Arbeit im Lichte direkter Erfahrungen mit den Entwicklungen in anderen Mitgliedstaaten zu ueberpruefen und zu veraendern;
- den politischen Entscheidungstraegern mehr hochwertige, ausgewaehlte und aktuelle Informationen ueber die Entwicklungen des Bildungsbereichs in der ganzen Gemeinschaft zur Verfuegung stellen.
Es versteht sich von selbst, dass das Programm durch die Arbeit der einzelnen Gruppen waehrend ihrer Studienaufenthalte auch eine ausgepraegte europaeische Dimension erhaelt. 1991 sollen sich die Gruppen bei ihren Studienaufenthalten auf vier Themenfamilien konzentrieren:
I. Die Bildungssysteme und ihre Werte
II. Die Akteure des Bildungswesens: Schueler, Lehrer, Eltern
III. Das Bildungswesen und seine Werkzeuge
IV. Die Schule in ihrer Umgebung
Mein Aufenthalt (2012) in Toledo (Spanien) mit Entscheidern aus 11 europäischen Ländern führte in meiner Einrichtung, dem Landesmedienzentrum Baden-Württemberg, zu nachfolgendem Interview (siehe unten).
Studienaufenthalt in Toledo, Spanien im Jahr 2012
„School 2.0 – A school we want in the 21th century“ – zu diesem Thema trafen sich im Mai 2011 Bildungsexperten aus 13 europäischen Ländern in Toledo, Spanien. Mit dabei war Emmerich Hernadi, Fachbereichsdirektor IT am Landesmedienzentrum Baden-Württemberg, der im Rahmen des europäischen Studienprogramms vor Ort zum „Servicekonzept paedML“ und zu den schulischen Angeboten des LMZ referierte.
Die Europadelegation besichtigte in der Region Castilla-La Mancha Grundschulen, weiterführende Schulen sowie berufliche Schulen. In Workshops wurden Erfahrungen aus den jeweiligen Ländern ausgetauscht und verschiedene Aspekte der Medienbildung thematisiert.
Redaktion: Gibt es in Castilla-La Mancha auch so etwas wie eine pädagogische Netzwerklösung „paedML“?
Emmerich Hernadi: Ein Angebot wie die paedML, Netzwerklösung mit Servicekonzept, gibt es für die Schulen in Castilla-La Mancha nicht. Eine strukturierte Vernetzung ist in dieser Region bisher die Ausnahme. Ein zentraler Server, der Dienste wie Datenspeicherung, Tauschlaufwerk, Druckerverwaltung, E-Mail Kommunikation und Groupware-Funktionalitäten für das pädagogische Netz anbietet, ist oft nicht vorhanden.
Redaktion: Wie gut sind die spanischen Grundschulen und weiterführenden Schulen, die Sie besucht haben, mit Computern ausgestattet? Und wie sieht der Vergleich zu Schulen in Baden-Württemberg aus?
Emmerich Hernadi: An den Schulen in Baden-Württemberg teilen sich mehrere Schülerinnen und Schüler einen Arbeitsplatzrechner. Dabei wird die EU-weit angestrebte Schüler-Computer-Relation von 10:1 deutlich unterschritten. Zur Förderung der Nutzung Neuer Medien wird daher um eine bessere Ausstattung in den Klassenzimmern gerungen.
Spanien liegt bei der Computerausstattung ebenfalls unter dem OECD-Durchschnitt. Anders sieht das bei den Grundschulen in Castilla-La Mancha aus, die in der 5. und 6. Klasse durch das Projekt „Escuela 2.0“ eine 1:1 Ausstattung erreichen. Dort erhalten die Schülerinnen und Schüler ein Netbook, das sie sowohl in der Schule als auch zuhause nutzen dürfen. Ein Vertrag zwischen der Schule und den Eltern regelt die Nutzungsbedingungen. Anfang des Jahres lief der dreijährige Support für die technische Betreuung der Geräte aus. Nach Auskunft der Veranstalter fehlen nun die finanziellen Mittel zur Verlängerung der technischen Unterstützung.
Redaktion: Die Grundschulen in Castilla-La Mancha zeigen mit Ihrem Projekt „Escuela 2.0“, dass eine 1:1 Ausstattung (Schüler/Computer) möglich ist.
Wie sieht der didaktisch-pädagogische Mehrwert durch den Einsatz von Netbooks und neuen Medien aus Ihrer Sicht aus?
Emmerich Hernadi: In einem unserer Workshops sind wir der zentralen Frage nach dem didaktisch-pädagogischen Mehrwert durch den Einsatz von Netbooks und Neuer Medien im Unterricht nachgegangen. In der Diskussion um die Frage, ob Neue Medien das Lernen verbessern können, konnte kein Teilnehmer diese Frage eindeutig oder durch eine Untersuchung aus seinem Land belegen.
Unsere Einschätzung zur pädagogischen Reflexion beim Einsatz der Netbooks, der interaktiven Whiteboards und anderer Neuer Medien war, dass manches Lernziel leichter mit analogen Medien hätte erreicht werden können.
Auf der anderen Seite konnten wir sehr gut erkennen, dass Freiarbeit, Gruppen- und Partnerarbeit mithilfe der Neuen Medien weit besser binnen-differenziert angeboten werden konnten. Auch bei der Frage der Inklusion können die Neuen Medien unterstützend im Lernprozess eingesetzt werden.
Redaktion: Wie sieht es an spanischen Schulen mit dem Datenschutz und der Datensicherheit aus? Wer erbringt den IT-Support?
Emmerich Hernadi: Fragen des Datenschutzes und der Datensicherheit hatten an den besuchten Schulen keine so hohe Priorität wie in Deutschland oder wurden nicht so kritisch gesehen. Soziale Netzwerke und Datenspeicher im Internet sind stärker im schulischen Umfeld zu finden, da sie fehlende Services der Schule substituieren können. Daten werden häufig dort gespeichert, wo es sich gerade anbietet, also zum Beispiel in der Dropbox oder in Google. IT-Services werden an den Schulen von Lehrkräften ohne Stundenanrechnung erbracht.
Redaktion: Und wie sieht es in puncto Jugendmedienschutz aus? Ist das Surfen an spanischen Schulen sicher?
Emmerich Hernadi: Inhalte aus dem Internet werden in der Regel nicht gefiltert. Die Lehrerinnen und Lehrer sind bei der Nutzung der Neuen Medien und beim Zugriff auf Inhalte im Internet dafür verantwortlich, dass Schülerinnen und Schüler nicht auf jugendgefährdende Seiten zugreifen.
Redaktion: Können Sie den spanischen Schulen ein strukturiertes Netzwerk empfehlen?
Emmerich Hernadi: Ja, denn die in den spanischen Schulen vorgefundenen WLAN-Technologien ermöglichen nur eingeschränkt multimediales Arbeiten. Ein strukturiertes Netzwerk bietet den Schulen in vielerlei Hinsicht Unterstützung, beispielsweise bei den Themen Jugendmedienschutz durch die Filterung von Inhalten aus dem Internet und bei der Datensicherheit.
Ich habe daher einem Vertreter vom Ministerium für Bildung in Toledo das Angebot gemacht, eine in spanischer Sprache verfügbare Open Source Lösung (paedML Linux) anzubieten. Dass die nötige Infrastruktur vorhanden ist bzw. eingerichtet wird, ist in diesem Zusammenhang für eine erfolgreiche Umsetzung wichtig.
Redaktion: Fließen die aus der Studienreise gewonnenen Erkenntnisse direkt in laufende Projekte ein?
Emmerich Hernadi: Ja, zum Beispiel in die Projekte CloudCyle und Working Group Education. Bei CloudCyle, einem Projekt, eingereicht und bewilligt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, ist das Landesmedienzentrum assoziierter Partner. Ziel ist, Schulen mittelfristig mit Dienstleistungen aus der „Cloud“ zu versorgen.
Working Group Education ist eine Arbeitsgruppe der Open Source Business Alliance. Ziel der Working Group ist die Definition von Mindeststandards und Rahmenbedingungen, die festlegen, wie digitale Bildungsinhalte bereitgestellt, übertragen, dargestellt, angereichert und vergütet werden. Dies ermöglicht eine individualisierbare Kollaboration zwischen Lehrenden und Lernenden medienneutral ohne Hersteller- und Plattformabhängigkeiten. Für den Aufbau dieses „Referenzrahmens“ sind die beteiligten Parteien (Behörden, Organisationen, Content-Lieferanten, Technologie-Lieferanten, Anwender wie Schulträger, Schulen und Lehrer) in der Working Group vertreten oder arbeiten eng mit der Working Group zusammen.
Studienaufenthalt in Badajoz, Spanien im Jahr 2007
Meine zweite Bildungsreise (ARION, europäisches Austauschprogramm) startete in Lissabon und fand in Badajoz, in der Extremadura, Spanien statt.
Die erste Bildergalerie zeigt Eindrücke aus Lissabon.
Der persönliche Bericht zeigt meine Einschätzung der IT-Bildungslandschaft in der Extremadura und den Medieneinsatz in den Schulen.
Gruppenbericht der Teilnehmer(innen) aus 11 europäischen Ländern
Die Bildergalerie zeigt Bilder aus Badjoz, Jerez de los Caballeros und Mérida.
Studienaufenthalt in Rimini, Italien im Jahr 2005
Meine erste Bildungsreise (ARION, europäisches Austauschprogramm) führte mich 2005 nach Rimini, Italien.
Ziel meiner Bewerbung nach Italien, Rimini, an das technische industrielle staatliche Institut „Leonard da Vinci“ war, die Veränderungen der Bildungslandschaft Italiens im Wandel der Strukturreformen zu erfassen. Dazu bot sich ein berufliches Institut besonders an. Außerdem warben die Veranstalter mit dem Produkt „WEB SCHOOL“, das in der Beschreibung der Veranstaltung ein Produkt schien, mit dem eine pädagogische, elektronische Plattform realisiert wurde, die der Nutzung der „neuen Medien“ im Bildungs- und Ausbildungsprozess gerecht wurde.
Mein Interesse galt auch den pädagogisch didaktischen Neuerungen, einem möglicherweise veränderten Bildungsplan oder neuen Bildungsstandards.
Durch die angebotenen Möglichkeiten des Besuchs von ganz unterschiedlichen Schulen und Schularten in Rimini, in der Umgebung und in San Marino ergab sich eine Vielfalt von Beispielen, wie die Umsetzung von Bildungsplänen realisiert wird.
Beginnend bei der Universität von Rimini, einer (noch) Zweigstelle der Uni von Bologna, waren die Veränderungen sichtbar. Nach der Reform der Uni im Jahre 1999, wurden in den meisten Fachbereichen die Studienzeiten auf drei Jahre verkürzt. So bestehen Studienzeiten von fünf Jahren nur noch in der Medizin und in der Pharmazie. Die Verkürzung ist im Zusammenhang mit der Versorgung der Industrie und des Handels mit Fachkräften im Umland zu sehen. Auch das Studienangebot Wirtschaftsmanagement, Wirtschaftstourismus, Qualitätskontrolle im Gesundheitswesen, Finanzen und Versicherungen, Kultur und Technik der Modebekleidung, Sport- und Präventivmedizin sowie Ökonomie und Führung von Industriebetrieben weist auf die veränderten Anforderungen hin.
Lesen Sie den Gruppenbericht (in italienischer und englischer Sprache)